Sonntag, 14. September 2014

Blue-Book-Release-Walk Laax-Falera 7.9.2014


Am Donnerstag, den 4.9. um halb Zehn läutet das Telefon und Frau A. vom Gemeindeschalter ist am Apparat. Sie hat eine Tageskarte für den Sonntag, die schon bezahlt ist, die aber die Kundin nicht braucht, da sie verhindert sei..ob ich Interesse hätte. Und ob ich Interesse habe, denn der Wetterbericht für den Sonntag ist sehr gut, 24 Grad sind dort, wo ich hin will, angesagt. Also sag ich ja, ich nehme die Karte. Am Sonntag morgen in den Zug nach Uznach, von dort nach Ziegelbrücke, umsteigen in den Schnellzug nach Chur und dort den Schnellkurs vom Postauto nach Laax um 10h58 - vorher noch rasch einen Kaffee und ein Gipfeli in der Unterführung gepostet, sodass einem tollen Tag rein gar nichts entgegen stand. Die Temperatur wie angekündigt, warme 24 Grad, die Luft windstill, und ausser ein paar Cumulus-Wolken am Himmel, sonnig. Im Gepäck befinden sich 6 blaue Bücher für die blue-book-release-challenge (auf fb) zum aussetzen sowie leichter Lesestoff für alle Fälle... Der Picknick bestehend aus Bündnerfleisch, zwei Salzgurken und einem Büürli - UND: dem Bärchen Stiveli, der zum ersten Mal bei einer Wanderung dabei sein durfte, was freut. Am Dorfbrunnen und dem Lag Grond in Laax dann Stiveli ins rechte Licht gerückt und die ersten Bücher ausgesetzt. Ein Hund führte sein Herrchen aus und ich wagte es, ihn zu fotografieren. Alles in Allem ein friedlicher Mittag, so um halb Eins.
Blaues Buch am Seeli

Hund mit Herrchen.
Das Freizeitfeld in Laax

Es wird gebaut...

Der Weg ist das Ziel.

Ferienvillen.

alter Baumstamm

Über die Via Grava zur Via Fraissen und weiter bis zur Via Falera, wo der Wanderweg ab geht in den Wald. Vor mir zwei Wanderer, die aber rasch Abstand gewinnen, da ich nicht so schnell bin bei der Hitze. Hier oben ist es fast noch heisser als im Tal. Gefühlte 33 Grad, oder noch mehr an der Sonne, die angekündigten 24
Grad gelten meiner Meinung nach nur für den Schatten. Vorbei an Ameisenbauten, pilzbedeckten Waldteppichen, mit Blick ins Dorf hinab, da der Weg bis zum Fraissen-Felsen auf einer Seite dem Waldrand entlang verläuft. Es ist Mittag um Eins und tierisch heiss bei absoluter Windstille. Eine Rast scheint angebracht, auch der mitgebrachte Picknick ruft..beim Brüggli noch rasch ein weiters Buch ausgesetzt, ein paar Fotos gemacht, und die Infotafel zum Felsen studiert, dann rasten.

Stiveli auf Fraissen-Felsen


Infotafel zur Legende vom Felsen.
Allein im Wald? Nicht ganz. Es fahren ein paar tollkühne Mountainbiker den Berg herab ratsch an meinem Rastplatz vorbei, nur einer von den Vieren grüsst mich (das hier ist aber keine offizielle Bikerroute wie ich nachträglich feststelle, grmph). Dann wieder absolute Stille. Vom Spielplatz beim See unten ferne Rufe von Kindern beim Spielen. Es fällt mir auf: Keine Insekten.....schon seltsam, wo sind die denn alle, schon verzogen in den Süden oder wie? Aber ein erster Anflug von Herbst sucht frau hier momentan vergebens, es ist hochsommerlich heiss, und vor mir noch ein Aufstieg, wo ich nicht weiss, wohin dieser Weg führt, den ich zum ersten Mal rekognoszierend abgehe. Der Pfad führt in den Wald und schlängelt sich am Hang entlang hinan, gut habe ich meinen Wanderstock bei mir. Ich schwitze, und wische mir in regelmässigen Abständen den Schweiss von der Stirne. Ob das noch gesund ist? Wohl eher nicht aber schön ist der „Walk on the MILD Side“ trotzdem.

Stiveli am Picknicken

Der Picknick

Der Waldpfad...

...hinauf zum Senda Sursilvana

Natur pur.

Ein alter Baum am Wegesrand.

Schnitzereien auf Steg

Blick zurück.

Gepflegte Stege

Ein Wanderer kommt mir entgegen

Das Ende des Pfades oben an der Senda

Blick hinab zum Pfad aus Laax
Ich geniesse die Einsamkeit und die Ruhe, aller Stress fällt von mir ab, wenn ich was Schönes sehe, nehme ich meine kleine Canon aus der Bauchtasche hervor und mache ein Bild, zur Erinnerung an die Anstrengung. Nach ca. Einer Stunde kommt mir ein Wanderer entgegen und ich frage ihn, wie weit es noch sei bis zum Senda Sursivana. „Nicht mehr weit“ „Gleich hier um den Rank, dann sind Sie oben“. Das ist gut, sage ich und bedanke mich beim Fremden für die Auskunft und steige weiter bergan. Und tatsächlich, nach ein paar Minuten erreiche ich die gekieste Strasse, die hinauf nach Falera führt. 


Ein Ausblick in Richtung Chur, der alle Mühen entschädigt.

Wegweiser

Ein blaues Bänkli mit prächtiger Aussicht.

Der Weg im Wald

dito

Nun sehe ich auch, was für einen Riesenumweg ich gemacht habe, dass ich voraussichtlich nochmals eine gute Stunde habe bis ich in Falera bin. Im Laax hatte ich meine Wasserflasche mit gutem Brunnenwasser gefüllt, das ja leicht radonhaltig sein soll, was mir aber nichts macht, da ich es ja nicht täglich trinke, Hauptsache frisches Brunnenwasser. (Früher hatten sich die Leute ja extra Radontherapien verschrieben: http://de.wikipedia.org/wiki/Radonbalneologie ) Hier noch die Radon-Daten für Laax aus dem Jahr 1999 von Christian Böhm: Radon im Wasser - Überblick für den Kanton Graubünden: Laax Dorfbrunnen 1999 8.6 ±1.6 R Laax Salums 1999 12.3 ±0.4 R Laax Uaul Grond 1999 1.7 ±0.3 R
Nun ist meine Flasche schon wieder fast leer und tatsächlich kommt schon bald ein Brunnen, wo ich sie wieder auffüllen kann und wo ich gleich auch ein weiteres blaues Buch hinlege, eines von meinem Liebligsautor: "Als wir sterblich waren.". (Alle ausgesetzten Bücher unter blue-book-release-challenge auf fb einsehbar.) Rasch Foto machen und gleich weiter, denn um die Ecke ist dann schon gleich der Planetenweg mit der herrlichen Aussicht über die Surselva ins Valle Lumnezia und die Rheinschlucht mit dem Swiss Grand Canyon. Beim alten sonnenverbrannten Stadel kommen mir drei Grazien entgegen, und weil ich gerade ein ausgesetztes Buch mit meinem Stiveli fotografierte, zücke ich die Kamera und drücke auf den Auslöser als sie näher kommen. Ich spreche sie an, sage: „Jetzt habe ich Fotos gemacht von ihnen, und wenn sie zusammenstehen, mache ich noch eines und schicke es euch per Email.“ Sie sind allerbester Laune und stehen spontan zusammen, und ich knipse die drei Wandersfrauen. Ich gebe ihnen meine Email, und wenn sie sich bei mir melden, dann erhalten sie die Fotos.
Ein lauschiges Bächlein

Drei Wanderinnen kommen mir entgegen..

Vergnügte Wanderinnen!

..kommen näher..
Das Städeli kurz vor dem Planetenweg..

..und lassen sich ablichten.
Endlich oben. Aussicht: Ein Traum. Aufstieg: Ein Krampf. Hat sich aber gelohnt, trotz der Hitze. Zwei junge Frauen auf ihren Mountainbikes ziehen an mir vorbei. Knipsknips, das Bild lasse ich mir nicht entgehen. Bei der Hitze mit dem Velo bergaufsteissen, ein Wahnsinn, aber sie steigen nicht ab und schon sind auch sie oben.
Bergaufsteissen bei Sommerhitze

Sie habens geschafft, ab jetzt gehts gerade aus.
 Ein Schluck frisches Brunnenwasser für meine trockene Kehle, Schweiss abgewischt und weiter, jetzt mehr oder weniger immer geradeaus - der Planetenweg ist flach wie ein Tisch, jedenfalls fast. Alles in Allem gut zweieinhalb Stunden gelaufen, ein ganz ansehnliches Pensum wie ich finde. Mit dem Shuttle-Bus oder dem Postauto hätte ich bequem hier herauf fahren können, wie das viele andere auch machen, die meisten kommen eh mit dem eigenen Wagen, den sie auf dem grossen Parkplatz am Dorfrand abstellen können. Apropos Autos: Im Laax hat es - wie es scheint - einen tüchtigen Autoverkäufer, der jedem einen brandneuen Mustang andreht, so sah ich tatsächlich DREI Stück im Dorf, als ich da beim Dorfbrunnen mein erstes Buch ausgesetzte....ja ja, da glaube ich gerne, dass da Asylberwerber das Bild bloss stören... :-| (Mehr dazu gleich)

Dorfbrunnen beim Volg

Nagelneuer Ford Mustang
Hier noch der Link, falls ihr jetzt gerade auch Lust auf so eine „Legende“ von einem Schlitten bekommen hättet...und auch selber importieren ist heutzutage möglich ;-)
Die Legende lebt.
Apropos Asylberwerber: Laax ist ja vor kurzem dazu gezwungen worden, ein Kontingent von Flüchtlingen in dem schon lange geschlossenen Hotel in Laax Rancho aufzunehmen, sie wehrten sich mit Allem was möglich war, aber alles Wehren nützte nichts und das Bundesgericht entschied dafür.
Wenn ich also demnächst wieder einmal da oben wandern gehe, kann es gut sein, dass dann nicht ein paar dicke Möpse mit Glitzerhalsbändern ihre Herrchen und Frauchen ausführen, oder ein paar gelangweilte Jugendliche am Netz Volleyball mimen, sondern dass da Asylbewerber, echte und unechte Flüchtlinge (wobei mit dem Unechten i.d.R. die Wirtschaftsflüchtligen gemeint sind) mit ihren Familien einen Moment lang am schönen Seeli aufschnaufen können, und staunen über die protzingen Ami-Schlitten und prächtigen Zweitwohnungsbauten und Ferienvillen, die sich Herr und Frau Schweizer da haben hinstellen lassen. Auch wir kommen wieder, noch dürfen auch die Normalsterblichen dort Lustwandeln, und wenn mich jetzt jemand fragt, weshalb ich immer nur hier her komme, dann wäre das eine ganz eigene Geschichte, aber vorerst nur soviel: Weil es hier die schönsten und saubersten öffentlichen Toiletten hat die ich je gesehen habe - und ich bin viel herumgekommen mit meinen 65 Lenzen, glaubt mir.
(Mal sehen, ob das so bleibt, wenn erst mal die temporären Gäste vom Hotel Rustico hier sind.)

Alle Fotos vom Ausflug hier!
Und ja, sollte sich jemand auf ein ausgesetztes Buch melden, dann wird dies auf der Fb Gruppe blue-book-release-challenge veröffentlicht.