Wien war in diesen milden Oktobertagen wie immer eine Reise
wert, wenn auch immer mit einem Stück Gesundheit bezahlt, v.a. wegen dem Rauch
in den Lokalen, den ich einfach nicht mehr vertrage....und ich deshalb
beschlossen habe, dass es jetzt damit endgültig Schluss sein muss, es gibt
keine Kompromisse mehr, punktum.
Das Highlight war bestimmt die Lesung von Harald (5schwammerl)
mit dem BrohfeZZa Kortanek als musikalische Untermalung am Donnerstag, den
19.10.12 in der Klapsmühle. Unsere Ghanescha kam extra aus Gmunden nach Wien
mit dem Zug (brav brav) und war bei Undine1210, die in Wien wohnt, zu Gast,
deren Schwester minimonster mit Mann ebenfalls zugegen war. Leider wurde auch hier
gepafft aber immerhin hatten wir einen Nichtrauchertisch, wenigstens während
der Darbietung.
Dann waren da Haralds Frau Andrea und sein Freund Wolfgang mit
Hund Carlos sowie eine ganze handvoll weiterer ZuhörerInnen. Auch die Gäste an
der Bar lauschten andächtig.
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Die Lesung - mit einmaliger Wiener Atmosphäre! |
Wieder einmal hatte ich mich total verschätzt mit den
Distanzen in Wien mit der Strassenbahn, bin auch eine Station zu früh
ausgestiegen, musste bis zur nächsten laufen, weil mir wieder einmal jemand den
richtigen Rat gab (davon noch später mehr). Ich kam dann erst um 20h10 dort an,
wo Harald schon ungeduldig vor dem Lokal nach mir Ausschau hielt, aber jetzt war
ich da und die Lesung konnte beginnen. Harald erzählte aus seinem Leben, wo
nicht alles so lustig war. Wir lauschten andächtig und der BrohfeZZa lockerte
die Texte musikalisch mit seiner Gitarre und mit gesungenen Wiener Liedern auf.
Es wurde ein sehr stimmiger Wiener Abend, und wird mir bestimmt noch lange
unvergessen bleiben, musste dann allerdings vor dem Rauch fliehen, der war
„oag“ für NichtraucherInnen. Ghanescha brachte mir Geschenke mit, zwei kleine
bärige Büchlein und eine schöne Bärendose mit feinen Gelierfrüchten (sie kenn
meinen süssen Zahn;-)).
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manuma wurde reich beschenkt - mit einem unvergesslichen Abend, Danke an Alle die da waren! |
Auch ich hatte auch eine ganze Tasche voller Bücher für sie,
und freute mich, dass sie das druckfrische Ex, von Bill Bryson noch nicht
gelesen hatte, das ich für sie reserviert hatte: „Eine Geschichte von fast
allem“. Auch Harald hatte von mir Bücher erhalten, wovon er eines schon gelesen
hatte, die anderen aber noch nicht, was uns freute, und wir noch auf einen
Journaleintrag hoffen;-)
Der nächste Tag war dann schon der Freitag und die Ladys
Night der bookcrosserinnen im Cafe Einstein am Abend auf dem Programm. Über
Mittag und am Nachmittag war ich in Begleitung von Claudia, einer alten
Freundin von spy-there, die ich anrief und wir uns im Restaurant hoch über der
Bibliothek am Urban Loritz-Platz trafen und sie mir ihre Geschichte erzählte.
Später spazierten wir zu ihr nach Hause, etwa 20 Minuten und sie machte noch
einen Tee und zeigte mir ihre Zertifikate und ihr kleines Hundchen Angie.
Sie lebt schon über 20 Jahre in dieser sehr zentral
gelegenen kleinen Wohnung, hatte sie nie aufgeben, auch als sie in Zürich
lebte, und liebevoll eingerichtet, ein kleines herziges Schmuckstück. Spy-there hatte mir ein kleines
Geschenk für sie mitgegeben, was mir aber leider im Hostel gestohlen wurde, da
ich es aufs Fenstebrett legte um es ja nicht zu vergessen...so gemein. Jetzt
muss spy noch eins machen, das ich ihr dann schicke.
Der Lärmpegel im Einstein war gewaltig...frau konnte sich
fast nicht verständigen...es war so laut. Laut und voll. Freitag Abend, die
Leute vor dem Ausgehen, schon in gehobener Stimmung, und auch hier wurde
geraucht, aber göttin gelobt v.a. gegessen, so dass es nicht so schlimm war.
Das Separee der bookcrosser war belegt mit einer grossen Gruppe AmerikanerInnen,
so dass wir uns nicht recht dorthin getrauten..und vorwiegend im Gastraum
blieben. Neben mir sass zum ersten Mal fannynatali, dann war da Amberkatze,
curlycat und SabinaLorenz sowie paracinka, die ich auch schon kannte. Ich gab
fannynatali noch das englische Angel-Buch von spy für Ghanescha mit, das aus
einem rätselhaften Grund nicht an die Lesung vom Vortag mitkam. Aber fannynatali
hatte auch noch Engel-Bücher für Ghanescha, so dass es im gleichen geht und sie
sie ihr bringt. Ghanescha verriet uns, dass sie mit ihrem Mann nach Australien
fährt im November und – klar - auch nach Canberra an die Convention. Für mich
ist das nicht mehr zu machen, ausser wenn ich im Lotto gewinne TÄTE und ich
erster Klasse fliegen KÖNNTE, wegen meiner Beine. So sieht das halt aus im
Alter; (kein Wunder raffen die Alten so, das Leben wird nicht billiger, nur
umständlicher und damit teuerer;=;).
Am letzten Tag bin ich dann endlich einmal zum
Hunderwasserhaus gepilgert, etwas, das bei mir schon lange auf dem Programm
stand. Das Wetter war ein Traum: Blauer Himmel und mild. Und alles voller
Touris aus Asien...am fotografieren wie verrückt. Ich auch. Da hat sich ein
ganzer Industriezweig etabliert, wenn das der Hundertwasser wüsste, was der
wohl zu dem ganzen Souvenierkitsch sagen würde? Habe aber dann doch im
„Village“ gegenüber vom Haus einen Kaffe mit Apfelstrudel gekauft, habe mich
auf einen Stuhl gesetzt und den Leute zugeguckt, wie sie fotografierten, und
natürlich die überladene Ambiente in diesem Verkaufssammelsurium von Läden und
Kiosken und zentraler Bar und Restaurants bestaunten.
Wollte weiter zum Museum die Strasse hinab, wurde dann aber kurz
davor abgelenkt zu einem Flohmarkt der Katholischen Kirchgemeinde, wo es hoch zu und her ging...es war kaum ein
Durchkommen, so viele Leute waren da. Man hätte meinen können, es gäbe etwas
gratis...was sich dann auch bewahrheitete, die Preise waren unglaublich billig
aber die schönen Sachen schon weg. Ich kaufte erst ein Taschentuch, um mir den
Schweiss abzuwischen, denn es dampfte da drinnen wie in einer Waschküche, es
war enger als in einer vollbesetzten Disko. Selbstverständlich wurden die
Schnäppchenjäger auch bewirtet,
wie es sich gehört, es war schön, so einen versteckten Hinterhof mit
Kirchgemeindehaus zu entdecken, ich hatte Glück, denn sie haben bloss zweimal
im Jahr so ein Flohmarkt, im Frühling und jetzt im Herbst, es war der 20. Oktober. Kaufte für drei Euro einen
schicken Korkenzieher, nigelnagelneu, ist wohl nicht zu gebrauchen, aber noch
original verpackt und sieht sehr solide aus. (Dachte da am meine Krimifreundin
A. in SG, die sich gerne mal ein gutes Tröpfchen gönnt.)
Bin dann doch noch zum Museum gegenüber, aber der Eintritt
kostete 12 Euro und es war schon fast 16h, sodass ich zurück ging zum
Hundertwasserhaus und dort noch etwas die Leute fotografierte. Dann weiter über
die Löwen-Strasse, wo ich zum Fälschermuseum kam, und ich nicht umhin konnte,
hineinzugucken; dachte: wann kommst du da wieder vorbei, nicht so schnell
wieder, also 4 Euro berappt und mir die Sache angesehen, was die Kunstfälscher
alles so fälschten, und dabei den unterschied zwischen Kopie und Fälschung
lernte. Wer hätte das gedacht: wieder was gelernt.
Schon ziemlich abgekämpft dann in die Tramway Nummer 1, die
mich durch die halbe Innenstadt fuhr, eine sightseeing-tour der Extraklasse wie
ich meine und das für praktisch null Geld im herrlichsten Abendschein, zuerst
noch zum Friedhof zum Familiengrab Blumen nochmals giessen und Kerzlein
nochmals anzünden( gejätet hatte ich schon am Mittwoch), dann zurück zum
Hostel, was feines Mitgebrachtes zubereitet und verputzt, dann angefangen zu
lesen bis der Nachtzug um 22h am Westbahnhof bereit stand: „Gebrauchsanweisung
für Polen“ von Radek Knapp, das ich aus dem Büchergestell vom Hostel habe, und
mir sehr gut gefällt, auch wenn Polen in nächster Zeit nicht auf dem Programm
steht, aber irgendwann schon, soviel ist sicher.
Im Zug noch einen netten Ungarn kennen gelernt, der in
Glarus in der Gesundheitsbranche arbeitet, und ein Häuschen hat an einem See
dort unten am Balaton, das er für sich und seine Frau im Alter herrichtet.
Wir hatten tatsächlich etwas geschlafen in der Nacht, sind
gut gelaunt aufgestanden, als uns der Schlafwagenschaffner das Frühstück
brachte.
So endet eine weitere Reise gut und glücklich und halbwegs gesund
(der Rauch in den Lokalen war leider alles andere als zuträglich) - halb
bookcrossing, halb privat, wie immer, wenn ich nach Wien fahre. fannynatali sei
gedankt, wurde die Ladys-Night ein toller Abend im Cafe Einstein, denn wir
konnten uns sehr gut unterhalten, und freue mich jetzt schon auf ein nächstes meetup irgendwo auf dieser schönen
(Bücher-) Welt.
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Nachtrag: Als ich zusammen mit Claudia in der grossen
Bibliothek am Urban-Loritz-Platz den Aufgang zum Cafe zuoberst auf dem Hausdach
suchten(sehr schön gelegen und eine tolle Entdeckung v.a. für Bücherwürmer wie
mich), fragten wir einen Herrn, der uns kompetent schien, den Weg zu
wissen...und tatsächlich, er wusste, dass diese Treppe hier, an der wir
standen, hinauf führt, und uns diesen (mühsameren) Weg wies...ich jedoch
erspähte den Lift, drückte den Knopf und schon war er da, und ich einstieg.
Claudia derweile stieg artig die vielen Treppen hoch über zwei oder drei
Stockwerke...und ja, machte so etwas für ihre Gesundheit.
Im Lift war eine junge Frau, die ich fragte: „Ist Ihnen auch
schon passiert, dass sie hier in Wien des öfteren eine falsche Auskunft
erhalten habt?“ Sie bestätigte es mir und sagte: „Das scheint eine Spezialität
der Stadt zu sein!“ Wir lachten
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als wir oben ausstiegen
und ich fragte sie noch, woher sie
stamme.....“Aus Bosnien“ wurde mir mit einem freundlichen Lächeln beschieden;
und ja, dachte ich bei mir, Wien ist die grösste Stadt vom ehemaligen
Jugoslavien, genau so wie Zürich die grösste Stadt der Bündner ist, und daran
ist nun gar nichts falsch wie ich finde, -
nur möchte ich, dass wenn die Gefragten die Antwort nicht
wissen, mir das auch sagen: „Tut mir leid, das weiss ich nicht, bitte fragen
sie jemand anderen.“, und mich nicht absichtlich die steile Treppen hochjagen,
nur weil sie finden, dass das die beiden Dickerchen nicht schaden würde.
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Claudia auf dem Dach von der Bibliothek am Urban-Loritz-Platz in Wien |
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Die Moral der Geschichte? Nicht alles glauben, was einem
erzählt wird, was scheinbar besonders für Wien gilt.