Anlässlich
vom Gedenktag der Apollonia gestern wieder einmal nach Zürich ans
facebookcrossersmeetup im Cafe Gloria gereist. Die Hinfahrt mit den ÖV war
unspektakulär, abgesehen von der verschneiten Landschaft, wo bei die Scheiben
der Bahn meist schneeverstäubt waren, aber die Rückfahrt hatte es in sich, aber
davon später.
Bei
Spy-there wartete schon das Dachzimmer an der Limmatstrasse, was heisst, dass
ich dort ein weiteres Mal übernachtet habe, was immer mit Genuss verbunden ist,
denn das Zimmer ist sehr schön mit dem alten versiegelten Holzriemenboden und
der grasgrünen Wand beim Bett. Von zwei Seiten von Licht durchflutet und einen
Blick auf den Kreis 5, Herz, was willst du mehr?
Am Abend im
Gloria an unserem Tisch 3 Paar blanke Äugelein, also 6 Stück genau, die
sich gegenseitig in Augenschein nahmen, und wir hatten ausnahmsweise für einmal
Zeit, uns etwas persönlichere Geschichten zu erzählen. Wir, das waren
Spy-there, MalLisa und meine Wenigkeit, also der allerhärteste Kern vom harten Kern
der facebookcrossers-Gruppe. Spy erhielt von mir das Buch von Dieter Moor: „Was
wir nicht haben, brauchen sie nicht: Geschichten aus der arschlochfreien Zone“,
und wir durften erfahren, dass sie einmal mit Dieter Moor (ja, genau, derselbe,
der nach Brandenburg, in den ehemaligen Osten, wovon alle flüchten, wie es
heisst, ausgewandert ist) einen Film drehte mir ihr in der Hauptrolle. Der
Titel aus dem Jahr 1981 lautet:Der Hunger, der Koch und das Paradies
(Fernsehspiel, SRG/ZDF), und die Kritik darüber auf http://www.fkc.at/13iffi.htm#DER%20HUNGER
ist
sehr gut, so dass ich den Film sehr gerne einmal anschauen täte......
Hier die Details:
Erwin
Keusch/Karl Saurer CH 1981- OF - 88min - 16mm - Mono
Dass selbst ein fast 25 Jahre alter 16mm-Film technisch besser ist als die
grassierende Video-Seuche bewies Karl Saurer mit seinem Film über eine Reise
durch die Restaurants der Schweiz in 13 Gängen, dabei ist ein junger Dieter
Moor zu bewundern und die 13 Gänge beziehen sich auch auf die Beziehung
zwischen dem Spitzenkoch und einer Kellnerin, die immer wieder vom Arbeiten in
Ausland träumen…
**** herausragendes Beispiel eines perfekt
gemachten dokumentarischen Spielfilmes über das professionelle Kochen von der
Werkskantine bis zur Top-Gastronomie bei politischen Gipfeltreffen.
Auch
MalLisa erzählte aus ihrem Leben, so dass wir uns scheibchenweise immer etwas
näher kennen lernen.
Spy brachte
u.a. das zweite Buch von Reine Paholo mit, das wir beide jetzt gelesen haben,
und Spy erzählt MalLisa, dass die Königin meine facebookfreundin ist, auf das
hin sie das Buch zum lesen mitnimmt. Bin also sehr gespannt darauf, was sie von
dem biografischen Buch über die mittlerweile waschechte Afrikanischen Auswanderin
hält.
Auch brachte
Spy einen schmackhaften veganen Kuchen mit, den wir mit Genuss verzehrten. (Der
nette Chef vom Cafe Gloria lässt uns gewähren, und MalLisa übernimmt grosszügig
unsere Konsumation in flüssiger Form, danke sehr dafür an dieser Stelle.)
Spy zeigt
mir auf ihrem mitgebrachten MacBookPro, wie ich meine Bücher direkt aufs shelf
vom Gloria poste, also: in die Wildnis freilassen anklicken und nicht
Weitergabe, was ich immer (falsch) machte. (Diese Info ist nur für BC-lerInnen,
interessant imfall.)
An dieser
Stelle auch mal Dank an Spy für ihre wie immer sinnigen meetup-icons, kleine Kunstwerke, welche Arbeit geben, wie wir alle wissen. (Fotos vom meetup gibt
es dieses Mal keine, die Zeit verging wie im Fluge, wir kamen einfach nicht
dazu.)

Gegen 22h,
der Schnee rieselte leise, wurde frau von MalLisa in ihrem Ford Mondeo nach
Hause gefahren, wo wir dieses Mal den Rank noch ganz knapp erwischten, fast
hätte sie sich wieder verfahren im Autoverkehrstschungel, aber nur fast. Mit
diesem Wagen würde ich gerne einmal nach Cadiz oder nach Marokko fahren, speziell bei
diesen eisigen Temperaturen.....denn heute ging zudem noch eine gemeine,
eiskalte Bise, die wie Messer in die Wangen schnitt, aber mit meinem warmen Schal
über der Nase so vermummt Frau Bise ein Schnippchen schlage.
Meine
letzte Lektüre? Agota Kristof: Das grosse Heft.

Nun aber
noch die Geschichte von der Rückfahrt nach H. Es war zwei Minuten zu spät für
den Zug um 14h09 und 30 Minuten zu früh für den nächsten. Und da es in der
Unterführung Sihlquai keinen Wartesaal gibt, wollte ich in den Burger-King etwas trinken, und dort an der Wärme warten. Gleich als ich eintrat und zu der
Tafel wollte, wo die Konsumationen angeschlagen sind, stoppte mich die süsslich
lispelnde Stimme der Asiatin am Kontor: „Thie müfhen etwaf tlinken.“ Meine Synapsen blockieren einen Moment zur Mattscheibe. Ja, was denn, ich möchte erst sehen was es gibt,
reagiere ich ungehalten, und verzichtete dann im aufsteigenden Ärger auf eine
Pappbecher braune Brühe für 3Fr.20 und rauschte wieder hinaus. Wie wäre es
gewesen, wenn sie mich, so auf gut AMERIKAnisch, mit ihrem antrainierten
Lächeln begrüsst hätte: „Wie kann ich ihnen helfen?“ oder: „Nehmen sie doch
gleich hier Platz, hier ist es schön warm.“
Dies mein
kurzer 30 Sekunden Ausflug in die Filiale vom Züri-Burger-Home-Land des
Kapitalismus, den wir notabene auch in NY im 83 schon einmal als gnadenlos erlebten, nicht
erst hier im eisig kalten Zureich, davon aber vielleicht ein ander Mal.
Also mit
meiner roten Reisetasche (mit Rollen gottlob) auf die andere Seite der Passage gewatschelt
, hoffend, dass sich dort ein warmer Ort auftäte...aber leider Fehlanzeige. Also
wieder zurück und mit der Rolltreppe hinauf auf Gleis 12 und dort, mit ein paar
anderen Unentwegten auf dem eiskalten Rost der Wartebank platz genommen,
vertrauend auf meine Mongolischen Gene, dass der Körper die knapp 20 Minuten
warten im Freien bei Minus 8 Grad schon gut überstehe, obwohl die Knie in der
Kälte schon knarzten.
Bald kam
der Zug, und nichts wie hinein, aber oh Schreck, vergessen, die
Mehrfahrtenkarte zu entwerten, gerade noch rechtzeitig daran gedacht, also mit
einem Adrenalinschub wieder raus auf den Perron, nach vorne gerannt - wo ist
der Orange Apparat zum entwerten, nein, zurück, beim Aufgang muss einer sein.
Und ja, da war er und rasch wieder in den Zug, der bald abfährt. Da ich in der
Regel mit einem Retourbillet ausgestattet bin, ist das immer ein Stress, daran
zu denken, mit welchem Billet ich jetzt unterwegs bin.
Schräg visavis
von mir sitzt eine jüngere Asiatin, in ihre Lektüre vertieft, ich in mein
20Minuten, und dann kommt noch ein baumlanger - Jawasdennnun? und setzt sich zu
uns, mir gegenüber. Er spricht in sein Handy in einer für mich absolut fremden
Sprache, Pakistanisch etwa? In Winti steigt die Asiatin aus und ich lege das 20
Minuten hin und nehme meinen Wolf Hass mit „Ausgebremst“ zur Hand. Der Fremde rückt
auf den freigewordenen Fensterplatz und nimmt sich das 20 Minuten, blättert
darin, sein Handy klingelt wieder, und wieder diese seltsame unbekannte
Sprache. Irgendwann gucken wir uns an, er lächelt mir zu und ich wage zu
fragen welche Sprache er spricht, was mich auch wirklich interessiert. Er scheint
kein Deutsch zu verstehen, also probiere ich es mit Englisch. Auch Fehlanzeige.
Dann verstehe ich etwas wie „francais“....also probiere ich es auf Französisch,
was leider auch nicht wirklich funktioniert. Nach minutenlangem Hinundher, in
allen drei Sprachen, versteh ich dann immerhin, dass er seit 5 Monaten als
Asylant aus dem Tibet hier ist. Ich sofort „Rikon, do you know Rikon?“ Es macht
nicht dem Anschein. Ich schreibe ihm den Namen auf das 20 Minutenheft. RIKON
–TIBETAN TEMPLE....er starrt lange auf die Schriftzeichen, ich lese sie laut
vor, zeige mit dem Finger auf die Silben. Dann! Heureka! Ein erkennendes Lächeln
erleuchtet sein Antlitz, „Ah, Tibet Monasteri....“ er hat also schon mal davon
gehört. Ich versuche ihm zu erklären, dass in Rikon eine grosse Gemeinde von
Tibetern lebt, aber ,wie es scheinen will, hat er keinen grossen Kontakt zu
ihnen und schon wieder geht sein Telefon, er wird wohl instruiert wohin es
gehen soll in St. Gallen, wo seine Reise im Zug endet, wie er mir zu sagen im
stande ist. Selbstredend hört der ganze Zug mit, denn wir sind die Einzigen die
sprechen.
Bald schon
sind wir in Gossau SG angelangt und es heisst Abschied nehmen.
Es freut
mich immer wieder Leute aus anderen Kontinenten und Kulturkreisen zu treffen, da
mir doch schon seit Jahren der Mut fehlt, und nicht mehr aus Europa heraus bin,
was nicht dramatisch ist, denn Reisen ist jetzt anders als in meiner Jugend,
sie sind nun kürzer und erst jetzt entdecke ich den Osten Europas. Mit
bookcrossing haben wir die Möglichkeit Menschen aus aller Welt zu treffen, die
gerne hier nach Europa kommen, wie z.B. Makita21 aus Down Under, die wir in Amstermdamse
boos angetroffen hatten, wir uns auf Anhieb glänzend verstanden, und wir nun
via Skype hin und wieder gemütlich
Chatten, sie an Abend, ich am frühen Vormittag, und ja, es hilft, dass auch sie
Deutsch als ihre Muttersprache hat.
„It’s all
about people“ wie mein Amerikanischer Fast-Schwiegersohn einmal ausrief, als
hätte ihn DIE Erkenntnis getroffen - und ja, auch haben wir Alle eine Zeitbombe
in uns, die unerbittlich tickt und die „Tod“ heisst, und wir einander deshalb
helfen sollten, diesen kurzen Funken Leben möglichst gut zu leben. So wie
Gestern und Heute für mich einfach nur „GUT“ waren.
ZumAbschluss noch ein witziges Bild aus Ungarn...wie wohl unser Bild aussähe? Vielleicht hat Spy eine zündende Idee?
ZumAbschluss noch ein witziges Bild aus Ungarn...wie wohl unser Bild aussähe? Vielleicht hat Spy eine zündende Idee?
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