Am Flughafen steigen dann aber so viele
Leute ein, dass wir uns nicht mehr breit machen können, schon gar
nicht die Füsse aufs andere Polster legen.
Die Episode will mir den ganzen Tag
nicht aus dem Kopf und ich fragte mich, weshalb. Dann der zündende
Gedanke: Das alte Weiblein, schon so um die 80, ist demzufolge um
1930 geboren, in einer Zeit, wo Gehorsam das oberste Gebot war. Sie
hat die Mobilmachung und General Guisan erlebt, Hitler, die
notorischen Nazis, auch in der Schweiz, die harten Zeiten, wo es noch
keine AHV gab und „Arbeitsscheue“ oft kurzerhand in ein „Heim“
gesteckt wurden, denn bezahlte Arbeit war rar, damals wie heute.
Frauen, die keinen Mann hatten, konnten
schauen wo sie blieben, und wehe, ein Mädchen wurde ungewollt
schwanger und hatte keinen Mann, die konnte ebenfalls in einer
Anstalt landen, wie z.B im „Der gute Hirte“ in Altstätten SG.
So waren die Zeiten als dieses
Mütterchen jung war. Und jetzt getraut sie sich, ihre Füsse
im Zug hochzulegen, sie, die zuerst an der Sitzkante sass, sich kaum
getraute, ihren Sitzplatz auszufüllen, wurde durch meine Nonchalance
womöglich dazu animiert, ebenfalls ihre Beinchen hochzulagern. Ich stelle mir vor,
dass es für sie das erste Mal war, dass sie die Kühnheit ergriff,
es zu wagen. So wie wir damals um 1970 im Freundeskreis zum ersten
Mal sitzen blieben, als es darum ging, den Tisch
abzuräumen und abzuwaschen. Es war ein epochaler Moment, als die
Männer erst konsterniert guckten, sich dann lachend erhoben und in
der Küche das Geschirr abwuschen, während wir im Wohnzimmer unseren
neu gewonnenen Freiheiten frönten und für einmal NICHTS taten.
Gut angekommen in Zureich und gleich
per Tram zu spys Haus und wie immer als erstes mein Dachzimmer bezogen. Am Abend im Café
Gloria war es für einmal nicht ganz so spektakulär, der harte Kern
war da, das Gloria mässig besetzt mit leise flüsternden Pärchen,
einzelne mit Laptop, die das gratis W-lan vom Gloria benutzten,
MalLisa wie immer in glänzender Laune. Wir ordneten das shelf, es
hatte wieder zehn oder mehr Bücher, die von jemanden hingestellt
wurden, die ich mitnahm zum einlesen.
Wir tranken und redeten und die Zeit
verging wie immer im Flug, wir kamen nichtmal dazu, Hans anzuskypen.
Die Damen gingen - begleitet von endlosem Gekicher - irgendwann
hinaus eins rauchen, was mich immer wieder wundert, denn sie kennen
sich schon seit 20 Jahren, und frau müsste meinen, dass ihnen der
Gesprächsstoff einmal ausgeht...aber nichts dergleichen, mir bleibt
das Staunen darüber.
MalLisa holte um 22h das Auto vor die
Eingangstür, sodass wir nicht nass wurden, auch unsere Bücher und
spys laptop blieben trocken, denn ein leichter Nieselregen hatte
eingesetzt und die Strassen glänzten schwarz bei unserer Heimfahrt
im nächtlichen Zürich.
Geschlafen wie ein Stein.
Am nächsten Tag in die Migros am
Limmatplatz frühstücken mit MalLisa, die fast verschlafen hätte,
wenn ich sie nicht in weiser Voraussicht vorher angerufen hätte. Sie
war dann aber zügig zur Stelle und wir genossen das sehr angenehme
Restaurant im Eingangsbereich der MMM- Filiale bis fast zum Mittag.
(Es gibt da ein Frühstückshit mit kleinem Fruchtsalat für Fr.
6.90, was mir angemessen erscheint für das teuere Pflaster, was
Zürich heisst.)
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Das Selbstbedienungs-Buffet |
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Link zum Brocki-Land Zürich |
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Ein- und Ausgang vom Brocki-Land |
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Die Antiquitätenabteilung |
Aha, da waren also die teuren Bärchen und alles weitere, zu Preisen, die es in sich hatten, wie in einem Antiquitätengeschäft halt. Die Teddys waren mir viel zu teuer, um auch nur daran zu denken, einen mitzunehmen. Beim Hinausgehen allerdings sah ich gerade noch den grauen Muranoglas-Elefanten, den ich so schmerzhaft seit einem Jahr vermisse (aber das ist eine andere Geschichte). Er war etwas grösser als der, den ich mein eigen nannte und mit Fr. 70.- gerade noch bezahlbar. Die nette Dame hat dann noch zehn Fränkli nachgelassen, sodass ich mein letztes Geld dafür ausgab. Aber ich hatte meinen grauen Glaselefanten wieder, der nun einen Ehrenplatz hat beim Fernseher, so dass ich ihn jetzt immer im Auge habe.
MalLisa wollte mit mir dann in den
Letzipark, ein Einkaufsparadies, eines der Grösste, wir mir scheint.
Dort im Atrium erholten wir uns von dem Stress im Brock-Land, nicht bevor wir uns in der komfortablen Toilette dort frisch gemacht hatten.
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Das Atrium im Letzipark |
Dort im Atrium erholten wir uns von dem Stress im Brock-Land, nicht bevor wir uns in der komfortablen Toilette dort frisch gemacht hatten.
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Fast so schön wie dieses hier in Hongkong |
Es waren dort England zu Besuch, mit
einem Stand und Infowänden, frau hätte ganz gerne etwas gekauft,
aber leider war das Geld alle wegen dem Glaselefanten, so dass für
einmal Verzicht angesagt war, aber die Limonenmarmelade dort hatte
mich doch sehr angeheimelt mit ihrem giftigen Grün.
Mit MalLisas Wagen stimmte etwas nicht,
er röchelte etwas, was für mich nicht, für sie schon etwas
beunruhigend war, v.a. Da er doch vor Kurzem in der Werkstatt war.
Wir hoffen das Beste und fegen damit durch Zürich wie ein Bisiwetter
zurück in den Kreis 5.
Nun hiess es für mich zusammenpacken
und abreisen und mich von spy und ihrer Gastfreundschaft
verabschieden.
Bepackt mit Büchern wie ein Packesel
reise ich per ÖV nach Hause ins alpine Vorgebirge, ins grüne
Hügelland vom Alpstein, mit vielen neuen Eindrücken und einem neuen
(alten) Glaselefanten, der mich für den Verlust des alten vollauf
entschädigt, MalLisa seis gedankt.
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