Am Donnerstag, den 4.9. um halb Zehn
läutet das Telefon und Frau A. vom Gemeindeschalter ist am Apparat.
Sie hat eine Tageskarte für den Sonntag, die schon bezahlt ist, die
aber die Kundin nicht braucht, da sie verhindert sei..ob ich
Interesse hätte. Und ob ich Interesse habe, denn der Wetterbericht
für den Sonntag ist sehr gut, 24 Grad sind dort, wo ich
hin will, angesagt. Also sag ich ja, ich nehme die Karte. Am Sonntag morgen in
den Zug nach Uznach, von dort nach Ziegelbrücke, umsteigen in den
Schnellzug nach Chur und dort den Schnellkurs vom Postauto nach Laax
um 10h58 - vorher noch rasch einen Kaffee und ein Gipfeli in der
Unterführung gepostet, sodass einem tollen Tag rein gar nichts
entgegen stand. Die Temperatur wie angekündigt, warme 24 Grad, die
Luft windstill, und ausser ein paar Cumulus-Wolken am Himmel, sonnig. Im Gepäck befinden sich 6 blaue Bücher für die
blue-book-release-challenge (auf fb) zum aussetzen sowie leichter Lesestoff für alle
Fälle... Der Picknick bestehend aus Bündnerfleisch, zwei Salzgurken
und einem Büürli - UND: dem Bärchen Stiveli, der zum ersten Mal bei einer Wanderung
dabei sein durfte, was freut. Am Dorfbrunnen und dem Lag Grond in Laax dann Stiveli ins rechte
Licht gerückt und die ersten Bücher ausgesetzt. Ein Hund führte
sein Herrchen aus und ich wagte es, ihn zu fotografieren. Alles in
Allem ein friedlicher Mittag, so um halb Eins.
 |
Blaues Buch am Seeli |
 |
Hund mit Herrchen. |
 |
Das Freizeitfeld in Laax |
 |
Es wird gebaut... |
 |
Der Weg ist das Ziel. |
 |
Ferienvillen. |
 |
alter Baumstamm |
|
Über die Via Grava zur Via Fraissen und
weiter bis zur Via Falera, wo der Wanderweg ab geht in den Wald. Vor
mir zwei Wanderer, die aber rasch Abstand gewinnen, da ich nicht so
schnell bin bei der Hitze. Hier oben ist es fast noch heisser als im
Tal. Gefühlte 33 Grad, oder noch mehr an der Sonne, die
angekündigten 24
Grad gelten meiner Meinung nach nur für den Schatten. Vorbei an Ameisenbauten, pilzbedeckten Waldteppichen, mit
Blick ins Dorf hinab, da der Weg bis zum Fraissen-Felsen auf einer
Seite dem Waldrand entlang verläuft. Es ist Mittag um Eins und
tierisch heiss bei absoluter Windstille. Eine Rast scheint angebracht, auch der mitgebrachte
Picknick ruft..beim Brüggli noch rasch ein weiters Buch ausgesetzt,
ein paar Fotos gemacht, und die Infotafel zum Felsen studiert, dann rasten.
 |
Stiveli auf Fraissen-Felsen |
 |
Infotafel zur Legende vom Felsen. |
Allein im Wald? Nicht ganz. Es fahren ein paar tollkühne
Mountainbiker den Berg herab ratsch an meinem Rastplatz vorbei, nur einer von den Vieren
grüsst mich (das hier ist aber keine offizielle Bikerroute wie ich nachträglich feststelle, grmph). Dann wieder absolute Stille. Vom Spielplatz beim See
unten ferne Rufe von Kindern beim Spielen. Es fällt mir
auf: Keine Insekten.....schon seltsam, wo sind die denn alle, schon verzogen in den Süden
oder wie? Aber ein erster Anflug von Herbst sucht frau hier
momentan vergebens, es ist hochsommerlich heiss, und vor mir noch ein
Aufstieg, wo ich nicht weiss, wohin dieser Weg führt, den ich zum
ersten Mal rekognoszierend abgehe. Der Pfad führt in den Wald und schlängelt sich am
Hang entlang hinan, gut habe ich meinen Wanderstock bei mir. Ich
schwitze, und wische mir in regelmässigen Abständen den Schweiss
von der Stirne. Ob das noch gesund ist? Wohl eher nicht aber schön
ist der „Walk on the MILD Side“ trotzdem.
 |
Stiveli am Picknicken |
 |
Der Picknick |
 |
Der Waldpfad... |
 |
...hinauf zum Senda Sursilvana |
 |
Natur pur. |
 |
Ein alter Baum am Wegesrand. |
 |
Schnitzereien auf Steg |
 |
Blick zurück. |
 |
Gepflegte Stege |
 |
Ein Wanderer kommt mir entgegen |
 |
Das Ende des Pfades oben an der Senda |
 |
Blick hinab zum Pfad aus Laax |
Ich geniesse die
Einsamkeit und die Ruhe, aller Stress fällt von mir ab, wenn ich was
Schönes sehe, nehme ich meine kleine Canon aus der Bauchtasche hervor und mache ein
Bild, zur Erinnerung an die Anstrengung. Nach ca. Einer Stunde kommt
mir ein Wanderer entgegen und ich frage ihn, wie weit es noch sei bis
zum Senda Sursivana. „Nicht mehr weit“ „Gleich hier um den
Rank, dann sind Sie oben“. Das ist gut, sage ich und bedanke mich beim
Fremden für die Auskunft und steige weiter bergan. Und tatsächlich, nach ein paar
Minuten erreiche ich die gekieste Strasse, die hinauf nach Falera
führt.
Nun sehe ich auch, was für einen Riesenumweg ich gemacht
habe, dass ich voraussichtlich nochmals eine gute Stunde habe bis ich
in Falera bin. Im Laax hatte ich meine Wasserflasche mit gutem
Brunnenwasser gefüllt, das ja leicht radonhaltig sein soll, was mir
aber nichts macht, da ich es ja nicht täglich trinke, Hauptsache
frisches Brunnenwasser. (Früher hatten sich die Leute ja extra
Radontherapien verschrieben:
http://de.wikipedia.org/wiki/Radonbalneologie
) Hier noch die Radon-Daten für Laax aus dem Jahr 1999
von
Christian Böhm: Radon
im Wasser - Überblick für den Kanton Graubünden:
Laax
Dorfbrunnen 1999 8.6 ±1.6 R Laax Salums 1999 12.3 ±0.4 R Laax Uaul
Grond 1999 1.7 ±0.3 R
Nun ist meine Flasche schon wieder fast
leer und tatsächlich kommt schon bald ein Brunnen, wo ich sie wieder
auffüllen kann und wo ich gleich auch ein weiteres blaues Buch
hinlege, eines von meinem Liebligsautor: "Als wir sterblich waren.". (Alle ausgesetzten Bücher unter
blue-book-release-challenge
auf fb einsehbar.) Rasch Foto machen und gleich weiter, denn um die Ecke
ist dann schon gleich der Planetenweg mit der herrlichen Aussicht
über die Surselva ins Valle Lumnezia und die Rheinschlucht mit dem Swiss Grand Canyon.
Beim alten sonnenverbrannten Stadel kommen mir drei Grazien entgegen,
und weil ich gerade ein ausgesetztes Buch mit meinem Stiveli
fotografierte, zücke ich die Kamera und drücke auf den Auslöser
als sie näher kommen. Ich spreche sie an, sage: „Jetzt habe ich
Fotos gemacht von ihnen, und wenn sie zusammenstehen, mache ich noch
eines und schicke es euch per Email.“ Sie sind allerbester Laune
und stehen spontan zusammen, und ich knipse die drei Wandersfrauen.
Ich gebe ihnen meine Email, und wenn sie sich bei mir melden, dann
erhalten sie die Fotos.
 |
Ein lauschiges Bächlein |
 |
Drei Wanderinnen kommen mir entgegen.. |
 |
Vergnügte Wanderinnen! |
 |
..kommen näher.. |
 |
Das Städeli kurz vor dem Planetenweg.. |
 |
..und lassen sich ablichten. |
Endlich oben. Aussicht: Ein Traum.
Aufstieg: Ein Krampf. Hat sich aber gelohnt, trotz der Hitze. Zwei
junge Frauen auf ihren Mountainbikes ziehen an mir vorbei.
Knipsknips, das Bild lasse ich mir nicht entgehen. Bei der Hitze mit
dem Velo bergaufsteissen, ein Wahnsinn, aber sie steigen nicht ab und
schon sind auch sie oben.
 |
Bergaufsteissen bei Sommerhitze |
 |
Sie habens geschafft, ab jetzt gehts gerade aus. |
Ein Schluck frisches Brunnenwasser für
meine trockene Kehle, Schweiss abgewischt und weiter, jetzt mehr oder
weniger immer geradeaus - der Planetenweg ist flach wie ein Tisch,
jedenfalls fast. Alles in Allem gut zweieinhalb Stunden gelaufen, ein
ganz ansehnliches Pensum wie ich finde. Mit
dem Shuttle-Bus oder dem Postauto hätte ich bequem hier herauf fahren können, wie das
viele andere auch machen, die meisten kommen eh mit dem eigenen
Wagen, den sie auf dem grossen Parkplatz am Dorfrand abstellen
können. Apropos Autos: Im Laax hat es - wie es scheint - einen tüchtigen
Autoverkäufer, der jedem einen brandneuen Mustang andreht, so sah
ich tatsächlich DREI Stück im Dorf, als ich da beim Dorfbrunnen mein erstes Buch ausgesetzte....ja ja, da glaube ich gerne, dass da Asylberwerber das Bild bloss stören... :-| (Mehr dazu gleich)
 |
Dorfbrunnen beim Volg |
 |
Nagelneuer Ford Mustang |
Hier noch der Link, falls ihr jetzt
gerade auch Lust auf so eine „Legende“ von einem Schlitten
bekommen hättet...und auch
selber importieren ist heutzutage möglich
;-)
 |
Die Legende lebt. |
Apropos Asylberwerber: Laax ist ja vor kurzem dazu
gezwungen worden, ein Kontingent von Flüchtlingen in dem schon
lange geschlossenen Hotel in Laax Rancho aufzunehmen, sie wehrten
sich mit Allem was möglich war, aber alles
Wehren nützte nichts und das Bundesgericht entschied
dafür.
Wenn ich also demnächst wieder einmal
da oben wandern gehe, kann es gut sein, dass dann nicht ein paar
dicke Möpse mit Glitzerhalsbändern ihre Herrchen und Frauchen
ausführen, oder ein paar gelangweilte Jugendliche am Netz Volleyball
mimen, sondern dass da Asylbewerber, echte und unechte Flüchtlinge (wobei mit dem Unechten i.d.R. die Wirtschaftsflüchtligen gemeint sind) mit ihren Familien einen Moment
lang am schönen Seeli aufschnaufen können, und staunen über die
protzingen Ami-Schlitten und prächtigen Zweitwohnungsbauten und Ferienvillen, die sich Herr und Frau
Schweizer da haben hinstellen lassen. Auch wir kommen wieder, noch
dürfen auch die Normalsterblichen dort Lustwandeln, und wenn mich
jetzt jemand fragt, weshalb ich immer nur hier her komme, dann wäre
das eine ganz eigene Geschichte, aber vorerst nur soviel: Weil es
hier die schönsten und saubersten öffentlichen Toiletten hat die
ich je gesehen habe - und ich bin viel herumgekommen mit meinen 65 Lenzen,
glaubt mir.
(Mal sehen, ob das so bleibt, wenn erst
mal die temporären Gäste vom Hotel Rustico hier sind.)
Alle Fotos vom Ausflug
hier!
Und ja, sollte sich jemand auf ein ausgesetztes Buch melden, dann wird dies auf der Fb Gruppe
blue-book-release-challenge veröffentlicht.